Zum Anlass der Erstaufführung meines „Credos“ 30.9. in der Heilbronner Kilianskirche, möchte ich einige Gedanken über dieses Stück teilen.
Mein Credo besteht aus zwei Wörtern: “Credo, Amen.“ – „Ich glaube, so sei es“. So die vielleicht einfachste Übersetzung. Aber ich habe mich gefragt, was es eigentlich heißt etwas zu glauben? Etwas zu wissen, ohne es zu wissen? Etwas zu hoffen oder vielleicht sogar etwas zu erahnen, was man eigentlich nicht wissen kann? „Ich glaube“ heißt doch eine Überzeugung zu haben und dann folgt doch ein „Amen“, dem man ja nachsagt, dass nichts anderes in der Kirche so sicher sei. Dabei relativiert es das sicher geglaubte wieder ein Stück weit. Es ist für mich ein tiefer Ausdruck von Demut, von der eigenen Fehlbarkeit und doch so von Hoffnung erfüllt.
Für mich erscheint es paradox ein kollektives Gebet im Singular zu beten. In seiner Paraphrase des „Credo“ wählt Rudolf Alexander Schröder womöglich auch deshalb den Plural „Wir glauben Gott im höchsten Thron“. Das „Credo“ birgt doch die Gefahr als Machtinstrument zu fungieren, um zweifelnde, hinterfragende Menschen einzunorden. Aus „ich glaube“ wird „du hast gefälligst zu glauben!“. Schon in der Entstehung hat dieser Text ein spaltendes Potential entwickelt. Wie facettenreich und individuell kann doch ein „ich glaube“ sein. Sprich neunundfünfzig Male hintereinander diese Worte und du kannst mindestens neunundfünfzig verschiedene Nuancen entdecken. Ein Stück aus nur zwei Worten mag auf den ersten Eindruck leer erscheinen, aber zwischen den Zeilen ist für uns alle Platz, für unsere persönliche Überzeugung und vier Saiten.
Das Stück wird nun mehrmals vom Bonner Vokalensemble unter der Leitung von Ulrike Ludewig und mit meiner Mutter, Martina Theobald, an der Violine aufgeführt. Folgende Termine sind geplant:
Samstag, 30. September 2023, 18 Uhr,
Kilianskirche, Kaiserstraße 38, Heilbronn
Sonntag, 1. Oktober 2023, 18 Uhr,
Gedächtniskirche, Hölderlinstraße 14, Stuttgart-Nord
Samstag, 28. Oktober 2023, 18 Uhr,
St. Margareta, Königswinter-Stieldorf
Sonntag, 29. Oktober 2023, 19 Uhr,
Lutherkirche, Bonn-Südstadt