Zypernreise


News / Sonntag, Dezember 31st, 2017

Kurz vor Weihnachten durfte ich mit dem JJO NRW eine Reise nach Zypern unternehmen. Auf Einladung der Botschaft haben wir zwei Konzerte in der geteilten Hauptstadt Nikosia gespielt. Die ganze Insel ist durch eine von UN-Truppen bewachte Demarkationszone („Green-Zone“ genannt) geteilt. Im Norden besteht „de facto“ die Türkische Republik Zypern und der Süden ist als Republik Zypern Teil der EU. Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte ist die Insel Zeuge von vielen Völkern und Kulturen geworden, deren vielfältige Spuren man bis heute mannigfaltig bewundern kann. Eine einmalige Stadtführung führte uns über die Grenze hinweg von einer Armenischen Kirche zu einer Moschee, über eine orthodoxen Kirche und eine maronitischen Kirche bis hin zu einer römisch-katholischen Kirche. Lange Zeit sind die Bevölkerungsgruppen der Insel mehr oder weniger friedlich miteinander auskommen. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts nahm das Auskommen jedoch eher eine weniger friedliche Gestalt an. Nach der Unabhängigkeit vom britischen Empire mündeten Umsiedelungen, Vertreibung, Mord und Verfolgung in den 70er Jahren in einem kurzen Krieg, der das Land geteilt zurückließ. Unser Stadtführer, Mitarbeiter eines unabhängigen Friedensprojekt, erklärte uns, dass es zwei Narrative des Konfliktes gäbe. Die griechisch-zypriotische Version ist, dass der Norden völkerrechtswidrig von Türkischen Truppen besetzt worden sei. Türkische Zyprioten hingegen betonen, dass die Besetzung eine Schutzmaßnahme nach einem griechischen Putsch, der einen Anschluß Zyperns an Griechenland zur Folge gehabt hätte, gewesen sei. Im Zuge des Konfliktes wurden auf beiden Seiten über 200.000 Menschen zwangsweise umgesiedelt. Die Spuren all dieser Dinge haben uns auf der Reise begleitet und waren sehr beeindruckend. Ich empfehle eine Reise auf diese vielfältige Insel auch denen, die nur an ein wenig Sonne während des grauen, deutschen Winters interessiert sind!